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Stadtarchiv Mainz - Datenbank
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1. Bestandsbeschreibung (EAD)
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Bestand:
Bestandssignatur:
Klassifikation:
Zugangsnummer:
-
Bestandslaufzeit:
1807 - 1963
Datierung:
1807 - 1963
Umfang des Bestands:
5,50 lfm.
Erläuterungen des Materials:
Kurzbiographie Michel Oppenheim (von Dr. Frank Teske)

Michel Oppenheim wurde am 19. Mai 1885 in Mainz geboren. Er entstammte einer angesehenen Familie jüdischer Herkunft. Sein Vater war langjähriger Vizepräsident und Präsident der "Mainzer Liedertafel", der auch Michel Oppenheim als Vorstandsmitglied von 1920 bis 1933 und als Vorsitzender seit 1951 eng verbunden war.
Nach dem Abitur im Jahr 1904 am Humanistischen Gymnasium in Mainz (heute Rabanus-Maurus-Gymnasium) studierte Michel Oppenheim Jura und Kunstgeschichte. Er war nach dem Ersten Weltkrieg als Regierungsrat beim Mainzer Kreisamt beschäftigt und wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen. Nach dem Tod des Mainzer Rabbiners Dr. Sali Levi 1941 wurde Oppenheim vom NS-Regime zwangsweise als Verbindungsmann der Jüdischen Gemeinde zur Gestapo eingesetzt. Einer Deportation entging er, da er mit einer nichtjüdischen Frau verheiratet war. Oppenheim überlebte als einer von knapp 60 Juden das "Dritte Reich" in Mainz.
Am 30. März 1945 wurde Michel Oppenheim von dem durch die Amerikaner eingesetzten Oberbürgermeister Rudolph Walther zum Kulturdezernenten und Beigeordneten ernannt. Er betrieb engagiert den Wiederaufbau der städtischen Kultureinrichtungen und erkannte die einzigartige Chance für Mainz, die sich mit der Wiedereröffnung einer Universität ergab. Bis 1949 stellte sich Oppenheim als Kulturdezernent in den Dienst der Stadt und war danach bis zu seiner Pensionierung am 1. Juni 1951 als Referent unter anderem für die städtischen Museen zuständig. Von 1952 bis 1963 gab er die Jahrbücher der Vereinigung "Freunde der Universität Mainz" heraus. Die Johannes Gutenberg-Universität zeichnete ihn mit der Ehrenbürger- und Ehrendoktorwürde aus.
Michel Oppenheim genoss außerdem einen ausgezeichneten Ruf als Kenner und Sammler Höchster Porzellans. Seine Privatsammlung wertvoller Stücke aus der kurfürstlichen Porzellanmanufaktur, die er über die Kriegszeit gerettet hatte, bildet heute einen wichtigen Bestandteil der Sammlung Mainzer Barock im Landesmuseum Mainz.
Dr. h. c. Michel Oppenheim verstarb am 31. Mai 1963 in seinem Urlaubsort Garmisch-Partenkirchen.
Bestandsgeschichte:
Zum Nachlass

Der Nachlass wurde dem Stadtachiv nach dem Tod von Michel Oppenheim von der Witwe Erna Oppenheim übergeben. Eine Zugangsnummer wurde damals im Stadtarchiv nicht vergeben.

Im vorliegenden Nachlass weist das Archivale NL Oppenheim / 45, 10 bereits darauf hin, dass Michel Oppenheim selbst die Unterlagen dem Stadtarchiv anvertrauen wollte. Es enthält eine Notiz "für das Stadtarchiv" vom 13.10.1957 und zusätzlich einen Brief vom 30.3.1964, also 10 Monate nach dem Tod Oppenheims, von der Witwe Erna Oppenheim an die damalige Archivarin Dr. Elisabeth Darapsky. Kurz danach wurde der Nachlass dem Stadtarchiv übergeben, denn das im Stadtarchiv Mainz angefertigte erste Verzeichnis der Nachlasses stammt vom 11. Mai 1964 und wurde von der Archivangestellten Anneliese Schmelig angefertigt. Frau Schmelig listete 53 Bündel mit Beschreibungen des Materials in den einzelnen Bündeln auf. Alle späteren Verzeichnungsschritte des Nachlasses beruhen erkennbar auf dieser ersten Liste.

Am 15.2.1978 (Zg. 1978/ 14) übergab Frau Erna Oppenheim die zwei Bände "Mainzer Memorbuch ..." und "Stammbaum und Chronik der Familie Tuchmann..." (Bündel 53) dem Stadtarchiv mit der Bitte, sie dem Nachlass beizufügen.

Die Benutzung des Nachlasses konnte bis zum Tod der Witwe nur mit deren Genehmigung erfolgen.

Die im Nachlass enthaltenen Judaica befanden sich in den Bündeln 49 bis 52 und wurden zunächst nicht näher beschrieben, die Faszikel wurden lediglich nummerisch aufgeführt (Bündel 49, Fasz. 1-11; Bündel 50, Fasz. 12-14 etc.).
Damit war anhand des Nachlassverzeichnisses nicht erkennbar, welch wertvolle Unterlagen sich dahinter verbargen. Es handelte sich um Niederschriften, die Michel Oppenheim in seiner Zeit als Verbindungsmann der Reichsvereinigung der Juden zur Gestapo in den Jahren 1941 bis 1943 anfertigte bzw. anfertigen musste: u. a. Deportations- und Auswanderungslisten der Mainzer Juden, Protokolle von Gesprächen Oppenheims mit der Mainzer Gestapo in seiner Eigenschaft als Verbindungsmann oder Schriftwechsel mit emigrierten bzw. deportierten Mainzer Familien.

In der Folgezeit wurde der Nachlass in Archivkartons verpackt und zwar dergestalt, dass die Unterlagen eines Bündels in einem Karton untergebracht wurden.

Im Jahre 2003 wurde das von Frau Schmelig erstellte Verzeichnis in die Archiv-Datenbank Faust übertragen, im selben Arbeitsschritt wurden auch die Judaica-Faszikel einzeln verzeichnet und die Titelaufnahmen über die Datenbank recherchierbar gemacht. Um eine Neusignierung des Bestandes, der schon häufig genutzt und zitiert worden war, zu verhindern, wurden die usprünglichen Bündel-Signaturen 49-52 und die Nummerierung der Faszikel 1-30 beibehalten und mit Kommata zusammengeführt, so entstanden die heute gültigen fortlaufenden und kartonübergreifenden Judaica-Signaturen 49, 1 bis 52, 30. Und somit folgte beispielsweise auf die Nummer 49, 11 (letzte Mappe im Karton 49) die Nummer 50, 12 (erste Mappe im Karton 50).

Im Jahre 2017 beschloss das Stadtarchiv Mainz, der großen Bedeutung des Nachlasses Oppenheim für die Mainzer Geschichte Rechnung zu tragen und ihn nachhaltig zu konservieren und zu sichern. Die Unterlagen wurden von der GSK mbH Gesellschaft zur Sicherung von schriftlichem Kulturgut zunächst komplett digitalisiert und anschließend in einem industriellen Verfahren einzelblattentsäuert.

Zur Vorbereitung dieser Maßnahmen wurden auch die anderen Mappen in den Kartons separat verzeichnet, so dass jede einzelne Mappe innerhalb der Kartons eine eigene Signatur mit Kommatrennung erhielt. Die Mappen in den Kartons wurden dazu durchnummeriert (Beispiel: 44, 1 = Karton 44, Mappe 1). Der Aktentitel entspricht weitgehend dem Titel, der auf den Mappen von Oppenheim notiert worden war. Zudem wurde für den Bestand eine Klassifikation entworfen, die sich noch grob an den im Jahre 1963 vergebenen Bündeltiteln orientiert, jedoch ergänzt und verfeinert wurde.

Da im Zuge der Entsäuerung und Um- bzw. Neuverpackung des Bestandes das Papier physisch einen größeren Umfang einnimmt als zuvor, entsprechen die Signaturen inzwischen nicht mehr den Kartoneinheiten.

Ein großer Teil der Unterlagen, der allerdings nicht die Judaica betrifft, besteht aus gesammelten Zeitungsartikeln, die von Oppenheim akribisch nach Themen geordnet in Mappen abgeheftet oder abgelegt wurden. Die thematisch angelegten Mappen hat Oppenheim in manchen Fällen mit anderen Drucksachen oder auch mit Schriftwechseln ergänzt. Die Mappen können - je nach inhaltlicher Gewichtung - sowohl unter dem Klassifikationspunkt "Zeitungsausschnittssammlungen" als auch unter einem thematischen Gliederungspunkt zu finden sein.

Die Bedeutung des Nachlasses Oppenheim für einzelne Aspekte der Mainzer Geschichte kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Da die Akten der Mainzer Stadtverwaltung und der Mainzer Gestapo aus der Zeit des Nationalsozialismus nicht erhalten sind, gibt der Nachlass Oppenheim den einzigen vollständigen und aussagekräftigen Einblick in das Schicksal der Mainzer Jüdinnen und Juden während der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen. Wichtige Ausstellungen und Publikationen zur Mainzer Jüdischen Geschichte in der Zeit 1933-1945 basieren auf dem Nachlass Oppenheim und wären ohne ihn in der Form gar nicht möglich gewesen.

Auch die unmittelbare Nachkriegszeit, der Aufbau der neuen Mainzer Stadtverwaltung, die Neugründung der Mainzer Universität nach 1945 und der Neuanfang der nur noch wenige überlebende Mitglieder umfassenden jüdischen Gemeinde werden dokumentiert.
Nicht zuletzt beinhaltet der Nachlass einen Teil des Archivs der Mainzer Liedertafel, dessen Präsident Michel Oppenheims Vater, Ludwig Oppenheim, lange Zeit war. Auch Michel Oppenheim war ein hochgeschätztes Mitglied und in den 1950er Jahren selbst Vorsitzender der Liedertafel.

In einigen Titelaufnahmen finden sich Bemerkungen zu Katalognummern ("Kat.-Nr."). Diese Nummern verweisen auf den Katalog der großen und viel beachteten Ausstellung "Juden in Mainz" aus dem Jahre 1978, für die der Nachlass Oppenheim intensiv genutzt wurde.

Der Nachlass Oppenheim wurde bereits im von Wolfgang Mommsen publizierten Verzeichnis "Die Nachlässe in den deutschen Archiven" (Teil I 1971, Teil II 1981) erwähnt.

Ramona Weisenberger, im August 2017
Bestandsinhalt:
Literatur und Quellen zum Bestand:
Informationen zur Bearbeitung des Bestands:
Bemerkungen:
Objektnummer:
Bestands-Personenindex:
Bestands-Ortsindex:


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