Kontakt | Home | Rechercheauswahl Zur mobilen Ansicht wechselnMobil →
Stadtarchiv Mainz - Datenbank
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
1. Bestandsbeschreibung (EAD)
Bestellung oder Nachricht an Stadtarchiv senden in den Download Korb Diesen Datensatz direkt drucken
Bestand:
Bestandssignatur:
Klassifikation:
Bestandslaufzeit:
1793 - 1850
Datierung:
1793 - 1850
Umfang des Bestands:
0,1 lfm.
Bestandsgeschichte:
I. Die Biographie Johann Aloys Beckers. Johann Aloys Becker, geboren am 22. Mai 1769, wuchs in einer Mainzer Familie aus dem Kleinbürgertum auf. Der frühe Tod des Vaters verhinderte den Abschluß der gymnasialen Ausbildung des jungen Becker und zwang ihn, eine kaufmännische Ausbildung im Handelshaus der Familie Dumont zu absolvieren. Während seiner Lehrzeit schloß er eine enge Freundschaft mit den Brüdern Johann und Friedrich Dumont. Im Familienkreis der Dumont, einer der angesehensten großbürgerlichen Familien in Mainz, machte Becker durch die Bekanntschaft mit liberalen Persönlichkeiten eine entscheidende Prägung durch. Sie beinhaltete auch eine Hinwendung nach Frankreich. Die Begrüßung der Französischen Revolution als Befreiung war eine logische Konsequenz einer Entwicklung der Persönlichkeit des Johann Aloys Becker. Am 21. Oktober 1792 besetzten französische Truppen unter General Adam Philippe Custine Mainz. Es begann die Epoche der "Mainzer Republik". Beseelt von den Idealen der Französischen Revolution schloss sich der 23-jährige Becker den Jakobinern an. Im Frühjahr 1793 bereiste er als Subkommissar der Republik die eroberten kurmainzischen Orte und die Reichsstadt Worms, um deren Umgestaltung nach französischem Vorbild einzuleiten. Seine Aufgabe in diesem Zusammenhang war die Einleitung von Wahlen zu den neuen Ratsgremien (Municipien). Zu den vielfältigen Funktionen, die Becker ausübte, gehörten die Bekämpfung der antijakobinischen Opposition, Verwaltungstätigkeiten und schließlich seine Mitarbeit im Finanzkomitee der "Mainzer Republik". Nach der Eroberung von Mainz durch preußische und österreichische Truppen nach mehr als dreimonatiger Belagerung am 22. Juli 1793 begann für Becker eine bis 1795 dauernde Gefangenschaft. Nach den Bedingungen des Kapitulationsvertrages erhielten die gefangenen deutschen Jakobiner als Angehörige Frankreichs einen Sonderstatus. Sie waren Geiseln, die gegen in Frankreich gefangene Mainzer ausgetauscht werden sollten. Becker wurde mit anderen "Klubisten" in der Festung Petersberg in Erfurt interniert. Im März 1795 erfolgte die Abschiebung nach Frankreich. A. Becker übersiedelte nach Paris, wo er zunächst seinen Lebensunterhalt mit staatlicher Unterstützung bestritt. Die Haftzeit und der enttäuschende Empfang in Paris ließen offenbar seinen Idealismus schwinden, nicht jedoch seine Loyalität zu Frankreich. 1796 kehrte er als Angehöriger der französischen Zivilverwaltung in die wiederum von Frankreich besetzten Gebiete links des Rheins, seine Heimat, zurück. Im Juni 1796 wurde er mit der Organisation des Steuer- und Abgabewesens im Bereich Kusel betraut. Dazu gehörte auch die Erhebung von Kriegssteuern, die die Bevölkerung verarmen ließen. Nach den Vereinbarungen im Friedensvertrag von Campoformio gingen die linksrheinischen Gebiete und damit auch die Stadt Mainz in den französischen Staatsverband über. Im Rahmen der Neuordnung der Verwaltung der erworbenen Gebiete am linken Rheinufer gliederten die Franzosen Mainz ins Departement du Mont Tonnerre (Donnersberg) als dessen Hauptstadt ein. Becker gelangte über eine Zwischenstation in Pirmasens in die Zentralverwaltung des Departements - und damit zurück in seine Vaterstadt. In der napoleonischen Ära durchlief er eine in ruhigen Bahnen verlaufende Beamtenkarriere. Vom revolutionären Elan der Jugend blieb nichts übrig. Seine Anpassungsfähigkeit bewies Becker 1813/ 14, als das linksrheinische Gebiet wieder unter deutsche Herrschaft gelangte. Nachdem er dem Besatzungsregime seine Loyalität unter Beweis gestellt hatte, trat Becker in die Dienste seines neuen Landesherrn, des Großherzogs von Hessen-Darmstadt. Er wurde Mitglied der "hessischen Regierungskommission der jenseitigen Rheinlande", ab 1818 "Provinzialregierung für Rheinhessen". Mit der Auflösung der Behörde erfolgte am 17. Februar 1835 seine Versetzung in den Ruhestand. Sein Leben vollendete sich am 21. September 1850 im Alter von 81 Jahren. II.

Der Nachlass Beckers.
Die genauen Details der Abgabe des Nachlasses Johann Aloys Beckers an das Stadtarchiv in Mainz liegen im Dunkeln. Innerhalb des Nachlasses aufgefundene Stücke aus dem Nachlass des Mainzer Oberbürgermeisters Dr. Konrad Alexis Dumont lassen allerdings eine enge Beziehung mit der Famile Dumont erkennen. Der ins Archiv gelangte Nachlass umfasst lediglich 48 Einzelstücke. Es handelt sich um Teile der Korrespondenz Beckers, Schriftstücke aus seiner Verwaltungstätigkeit, Abschriften von Aufsätzen und Publikationen sowie um so profane Stücke wie die Quittung über den Kauf eines Feuereimers. Das gesamte überlieferte Schriftgut bildet keinen einheitlichen, chronologisch gegliederten Block, der größere Zusammenhänge erkennen läßt. Die einzelnen Schriftstücke bilden Momentaufnahmen aus dem Leben des Johann Aloys Becker. Besonders aufschlussreich sind die erhaltenen Briefe aus seiner Haftzeit in Petersberg. Dazu kommen Einzelstücke, die ein Bild der Revolution in Frankreich vermitteln. Ein Freiheitsgedicht und ein antideutsches Epigramm beleuchten den Charakter Beckers. Er fühlte sich als Rheinhesse und als Franzose. Das Deutsche verband er mit dem von ihm verurteilten Ancien Regime. Es liegt auch die Deutung nahe, dass er in einer Zugehörigkeit zu Frankreich die größtmögliche Freiheit für seine Heimat sah. Insofern gingen Heimatliebe und Idealisierung der Französischen Revolution eine enge Verbindung ein. Diesen Aspekt zu untersuchen, bleibt der Forschung vorbehalten. Die innerhalb des Nachlasses aufgefundenen Stücke mit offenbarer Provenienz aus dem Nachlass Dumont wurden ausgeschieden. Es handelt sich dabei um folgende: 1. Gesetzentwurf über die Reform des Erbschafts- und Versteigerungsverfahrens im Großherzogtum Hessen-Darmstadt, 2. Bericht zum Friedhofsrecht der Stadt Mainz, 1868, 3. Bericht zum Antrag Dumonts über die Trägerschaft der öffentlichen Schulen im Hinblick auf die Konfession der Schüler in Mainz, 4. Brief Greims, Offenbach, über Regelung der Versorgung der Lehrerwitwen im Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Der Nachlass Johann Aloys Becker wurde unter fünf Gesichtspunkten geordnet und verzeichnet: 1. Zeit der Inhaftierung (1793-1795) 2. Aufenthalt in Paris (1795-1796) 3. Dienst Beckers in der französischen Verwaltung (1796-1813) 4. Varia 5. Die Zeit nach 1815 Diese Gliederung erleichtert den Zugang zum Bestand. Zu bemerken sei noch, dass die Schriftstücke zwischen 1793 und 1815 überwiegend in französischer Sprache abgefasst sind. Weitere Informationen zu Johann Aloys Becker befinden sich in seinen im Stadtarchiv überlieferten Korrespondenzen, die durch eine Kartei der Absender und Adressaten erschlossen sind. Literatur: Franz Dumont: Die Mainzer Republik von 1792-1793, Alzey 1983 Ders.: Wandlungen eines Revolutionärs, das Leben des Mainzer Jakobiners Johann Aloys Becker, in: "Mainz", Vierteljahreszeitschrift, 2. Jahrg. (1982), Nr. 4, S. 78-89. Mainz, im Dezember 1999 Dr. Rolf Uphoff
Objektnummer:
Bestands-Personenindex:


voriges Bild im Datensatz zeigen nächstes Bild im Datensatz zeigen Bild groß zeigen Datensatz dieses Bildes zeigen Schließen
Schließen
Bestandsbeschreibung
Schließen
?