1. Bestandsbeschreibung (EAD)
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Bestand:
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Bestandssignatur:
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Klassifikation:
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Zugangsnummer:
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ohne Zugangsnummer
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1978/61
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2011/33
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2013/33
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2018/103
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2021/60
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Bestandslaufzeit:
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1472 - 2000
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Umfang des Bestands:
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ca. 45 lfm
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Behördengeschichte:
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Ortsgeschichte: Früheste Besiedlungsspuren lassen sich in der jüngeren und späteren Jungsteinzeit verorten. So steht heute noch im Naturschutzgebiet Laubenheimer Ried ein Menhir, ein über zwei Meter großer Kalkstein, der im Mittelalter als Grenzstein verwendet wurde. Eine der ersten dauerhaften Siedlungen stammt aus der Späten Bronzezeit und befindet sich auf dem heutigen Abbaugebiet der Portlandwerke. In der Älteren Eisenzeit existierte eine größere Siedlung an der Gemarkungsgrenze zwischen Laubenheim und Weisenau. Aus der römischen Zeit sind zwei villae rusticae nachgewiesen, die als kleine Bauerngehöfte wohl auch an der Versorgung der nahe gelegenen Siedlungen beteiligt waren. Die kontinuierliche Siedlungsgeschichte Laubenheims beginnt dann mit der Zeit der Franken ab ca. 500. Die zur damaligen Zeit entstandene Siedlung wurde am 03. Mai 773 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda mit dem Namen " Nubenheim" erstmals urkundlich erwähnt. Dieser Name entwickelte sich dann im Laufe der Zeit über " Lubenheim" und " Lubinheim" schließlich zu Laubenheim. 1388/ 89 wurde Laubenheim im Rahmen des Städtekriegs durch kurpfälzische Truppen vom Pfalzgraf Ruprecht ebenso wie Hechtsheim, Bretzenheim und Bodenheim niedergebrannt. Während des Dreißigjährigen Kriegs kam es ebenfalls zu Verwüstungen, von der Pestepidemie 1666 blieb Laubenheim aber größtenteils verschont. Im 17. Jahrhundert wurde das erste Rathaus gebaut und eine ortseigene Schule gegründet. Wie das benachbarte Mainz war Laubenheim 1792/ 93 und dann nochmal von 1798 bis 1814 französisch und gehörte im Kanton Niederolm zum Département du Mont-Tonnerre. Zusammen mit Mainz kam Laubenheim dann nach dem Wiener Kongress zum Großherzogtum Hessen und erhielt ab 1818 eine selbstständige Gemeindeverwaltung. Obwohl Laubenheim auch im 18. Jahrhundert durch Kriege finanziell belastet wurde, begann die Gemeinde zu wachsen. Bis weit in das 19. Jahrhundert war Laubenheim ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf mit selbstständigen Bauernhöfen und kleinen Handwerksbetrieben. Ab der Mitte des Jahrhunderts entstanden erste größere Betriebe in der Gemeinde: die Harzproduktefabrik Pelzer & Röhrl GmbH & Co. KG, die Öl- und Lackfabrik Hugo Koeber, die Strohhülsenfabrik Hansa, die Weisenauer Zementfabrik (Portland-Zementwerke) sowie Ziegeleien und eine Dampfwäscherei. 1850 gründete Christian Adalbert Kupferberg eine Schaumweinfabrik, deren erster Standort zunächst Laubenheim war. Bereits 1855 jedoch verlagerte die Kupferberg Sektkellerei ihren Sitz auf den Kästrich in Mainz. Der größte Laubenheimer Industriebetrieb ist die 1947 gegründete Firma Zöller, heute Zöller Kipper GmbH. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sank hingegen zunehmend, auch der Weinbau war nach dem Zweiten Weltkrieg erheblich zurückgegangen. Nichtsdestotrotz ist Laubenheim einer der letzten noch weinbautreibenden Ortsbezirke von Mainz. Die Winzer präsentieren ihre Weine seit 1974 beim überregional bekannten Rebblütenfest in Laubenheim. Durch den Hochwasserstand des Rheins kam es 1882 und nochmals 1883 zu schweren Überschwemmungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Uferdamm errichtet, sodass Laubenheim auch zwischen dem Rheinufer und der Bahnstrecke bebaut werden konnte. Die Einweihung der evangelischen Kirche erfolgte 1895. 1908 wurde die barocke katholische Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung durch Ludwig Becker umgebaut. Zwischen den Weltkriegen war um den Longchamp-Platz mit dem Rathaus, der Grundschule, dem damals noch einzigen katholischen Kindergarten und der Post eine Art Gemeindezentrum entstanden. Laubenheim war zu diesem Zeitpunkt durch die Bahnstrecke zweigeteilt, die damals nur zwei beschrankte Übergänge hatte und den innerörtlichen Verkehr deshalb erheblich behinderte. Erst am 23. Juni 1980 wurde schließlich eine Bahnüberführung an der Rheintalstraße fertiggestellt. Im Zweiten Weltkrieg kam es am 20. Dezember 1943 und am 1. Februar 1945 zu besonders schweren Bombenangriffen auf Laubenheim. 1951 begann der Bau des Rathauses. Am 7. Juni 1969 kam es schließlich gegen den Willen der Ortsbevölkerung zur Eingemeindung von Laubenheim in die Stadt Mainz. Im August 1968 wurden zunächst 15 Hektar an Fläche als Naturschutzgebiet " Laubenheimer Ried" ausgewiesen. Das Ried wurde im März 1982 zunächst auf 71 Hektar Fläche und 1998 schließlich auf 180 Hektar Fläche erweitert und ist als " Laubenheimer-Bodenheimer Ried" das größte Naturschutzgebiet der Stadt Mainz.
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Bestandsgeschichte:
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Verzeichnungsbericht: Das Vorortarchiv Laubenheim kam im Zuge mehrerer Abgaben der Bürgermeisterei beziehungsweise der Ortsverwaltung ins Stadtarchiv: im September 1978, im August 1979 (beides Zgg. 1978/ 61) sowie im April 2011 (Zgg. 2011/ 33). Zwei Privatpersonen gaben Unterlagen ab: - Herr Horst Hünerkopf, ehemaliger stellvertretender Ortsvorsteher, überließ dem Stadtarchiv im September 2013 (Zgg. 2013/ 33) und im September 2018 (Zgg. 2018/ 103) Schriftgut u. a. aus seiner Zeit als Mitglied des Gemeinderats.- Im Oktober 2021 (Zgg. 2021/ 60) übergab Herr Hans Josef " Jupp" Heck einige Unterlagen, die der Provenienz nach in der Gemeindeverwaltung entstanden waren (z. B. zu Schulangelegenheiten). 22 Verzeichnungseinheiten haben keine Zugangsnummer. Der Bestand trägt die Bestandsbezeichnung VOA (Vorortarchiv) 13, hat einen Umfang von 45 laufenden Metern und 1.330 Verzeichnungseinheiten. Die Unterlagen stammen aus den Jahren 1472 bis 2000. Bereits in den Jahren 2005 und 2016 wurden im Zuge von Restaurierungs- und Digitalisierungsmaßnahmen zwei einzelne Archivalien von der ersten Bearbeiterin des Bestands, Frau Heike Rolf, verzeichnet. Im Jahr 2018 bearbeitete Frau Rolf dann für die Ausstellung " Liebesheirat oder Zwangsfusion?" anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Eingemeindungen der ehemaligen Vororte im Jahr 2019 in kleinem Umfang weitere thematisch dafür relevante Archivalien. Die zweite Bearbeiterin des Bestands, Frau Carola Bolte, begann dann im Oktober 2022 mit der Verzeichnung des verbliebenen Materials. Zunächst wurden die 34 von Frau Rolf verzeichneten, aber noch unverpackten Akten aus den Stehordnern entfernt und in säurefreie Jurismappen und Archivkartons umgebettet. An dieser Stelle mussten die vergebenen Signaturen teilweise mit Buchstabenzusätzen ergänzt werden, da sonst der übliche Umfang einer Verzeichnungseinheit gesprengt worden wäre. Bei der Erstellung der Klassifikation orientierte sich Frau Rolf am Registraturplan für die großherzoglichen hessischen Bürgermeistereien aus dem Jahr 1908. Frau Bolte erweiterte die vorhandene Klassifikation bei Bedarf. Inhaltliche Schwerpunkte des Bestands sind Bau- und Wohnungswesen, Ortsentwässerung, Landwirtschaft, Fürsorgewesen sowie Gemeindepersonal und - besitz. Die Archivalien wurden nach fortlaufender Nummer verzeichnet (Bär' sches Prinzip). Büroklammern und Folien wurden entfernt und es erfolgte eine Verpackung in säurefreie Archivmappen und - kartons. Bedingt durch eine unsachgemäße Lagerung über Jahrzehnte beziehungsweise Jahrhunderte hinweg sind die Unterlagen mitunter sehr verschmutzt, in den schlimmsten Fällen erfolgte eine Trockenreinigung mit Latexschwamm und Ziegenhaarbesen. Im Zuge der Verzeichnung wurde auch eine Bewertung des Schriftguts durchgeführt. Vor Beginn der Verzeichnung umfasste der Bestand circa 65 laufende Meter. Als nicht archivwürdig bewertet und daher kassiert wurden zum Beispiel (keine abschließende Aufzählung): Rundschreiben, Wählendenverzeichnisse, Anträge zur Befreiung von der Rundfunkgebühr, Tierseuchenentschädigungen, Niederschriften von Stadtvorstandssitzungen, Niederschriften von Ortsbeiratsprotokollen (Duplikate), An- und Abmeldungen (Duplikate) und Anträge auf die Ausstellung oder Verlängerung von Personalausweisen. Ein weiterer Grund für die starke Reduzierung des Umfangs ist aber auch die Entfernung der platzintensiven Stehordner. Hinweise für die Benutzung: Bei der Verzeichnung orientierten sich die Bearbeiterinnen an der derzeit gültigen Verzeichnungsrichtlinie des Stadtarchivs. Wegen des Umfangs einzelner Aktenordner war es teilweise nötig, den Inhalt in mehrere Archivmappen mit unterschiedlichen Signaturen aufzuteilen. Um den früheren Zusammenhang deutlich zu machen, wurde mit einer Bandnummerierung gearbeitet. Die Laufzeit wurde in diesen Fällen bei allen Bänden vereinheitlicht. Das Feld " Darin" enthält einzelne Unterlagen, die in physischer Hinsicht besonders sind (z.B. Pläne, Fotos, Drucksachen). Materialien dieser Art wurden fast vollständig im Bestand belassen. An die Bild- und Plansammlung wurden lediglich ein Lageplan zur Gemarkung Laubenheim nach dem Umlegungsverfahren (o.D., Zgg 2011/ 33) und vier Glasplatten (Zgg. 1978/ 61) übergeben. Im Feld " Bemerkung" werden erwähnenswerte Zusatzinformationen geliefert, zum Beispiel, wenn der Umfang einer Verzeichnungseinheit nur wenige Blätter umfasst. Im Schadenskataster werden Schäden an den einzelnen Archivalien vermerkt. Einige Verzeichnungseinheiten sind aus bestandserhaltenden Gründen für die Benutzung gesperrt, was im Findbuch vermerkt ist. Entsprechend den allgemeinen Sperr- und Schutzfristen des Landesarchivgesetzes von Rheinland-Pfalz sind jene Akteneinheiten für die Benutzung gesperrt, bei denen das jüngste Schriftstück noch keine 30 Jahre alt ist. Bei personenbezogenem Schriftgut (z.B. Personalakten) orientiert sich die Sperrfrist der Akten am Geburtsjahr bzw. (soweit bekannt) am Todesjahr der genannten Person und erfolgt bis 10 Jahre nach Tod bzw. 100 Jahre nach deren Geburt. Nach Rücksprache mit der Archivleitung können Sperrfristen für wissenschaftliche Zwecke im Einzelfall unter bestimmten Maßgaben aufgehoben werden. Hinweise zu einzelnen Archivalien: Da die Gemeinderechnungen der Jahre 1948 - 1967 offenbar nicht überliefert sind, wurden für diese Jahre die Rechnungsbelege aufbewahrt. Zum Verbleib der fehlenden Bände kann keine Aussage getroffen werden, nach Rücksprache mit Herrn Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter befinden sie sich auch nicht in der Ortsverwaltung. Carola Bolte, Mainz im Mai 2024
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Bestandsinhalt:
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Literatur und Quellen zum Bestand:
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- Ortsverwaltung Laubenheim (Hrsg.): 1200 Jahre Laubenheim 773-1973, 1973.- Turnverein Laubenheim 1883 e.V. (Hrsg.): 100 Jahre Turnverein Laubenheim 1883 e.V. Festschrift zur Geburtstagsfeier, 1983.- Ortsverwaltung Laubenheim (Hrsg.): Laubenheimer Chronik, 1988.- Katholische Pfarrgemeinde Mariä Heimsuchung (Hrsg.): Festschrift 100 Jahre Kirchenerweiterung Katholische Pfarrkirche Mariä Heimsuchung Mainz-Laubenheim. Schriftenreihe zur Ortsgeschichte von Mainz-Laubenheim 2, 2008. - Ortsverwaltung Laubenheim (Hrsg.): Mainz-Laubenheim… einst und heute. Ein Rundgang in Bildern. Schriftenreihe zur Ortsgeschichte von Mainz-Laubenheim 4, 2016. - Wolfgang Stampp: Stadtteil Mainz-Laubenheim. Industrie, Handel und Gewerbe in Laubenheim/ Rh. Entwicklung von ca. 1900 bis 2011. Schriftenreihe zur Ortsgeschichte von Mainz-Laubenheim 3, 2017. - Landeshauptstadt Mainz (Hrsg.): Gemeinsam sind wir Mainz. 50 Jahre Eingemeindungen von Drais, Ebersheim, Finthen, Hechtsheim, Laubenheim und Marienborn. Eine Sonderausgabe der Mainz Vierteljahreshefte, 2019.
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Objektnummer:
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Bestands-Ortsindex:
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