1. Bestandsbeschreibung (EAD)
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Bestand:
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Bestandssignatur:
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Klassifikation:
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Zugangsnummer:
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2010/41
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Bestandslaufzeit:
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1921-2010
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Datierung:
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1921 - 2010
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Umfang des Bestands:
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0,11 lfm.
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Bestandsgeschichte:
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1) Zur Person Philipp Rudolf Kepplinger wurde am 24.10.1921 in Mainz geboren. Er war das jüngste von vier Kindern des Mainzer Drogeriebesitzers Philipp Wilhelm Kepplinger und seiner Frau Nanny, geb. Schickinger. Bis zur Obertertia besuchte er die St. Marienschule in Mainz und machte anschließend parallel zum Besuch der Drogisten-Fachschule eine Lehre im väterlichen Geschäft. Schon früh interessierte er sich für die Geschichte seiner Heimatstadt sowie für die Fastnacht, ganz nach dem Vorbild seines Vaters. Beide teilten außerdem die Begeisterung für Film und Fotografie. Nach seiner Zeit beim Reichsarbeitsdienst wurde er 1940 zum Militärdienst in Oberitalien und auf dem Balkan eingezogen, wo er seine Eindrücke filmisch dokumentierte. Bis zum Sommer 1947 musste er in einem britischen Gefangenenlager in Ägypten ausharren. Nach seiner Entlassung half er seinem Vater beim Wiederaufbau der Drogerie Kepplinger in der Pfandhausstraße. Seine Mutter war am 27. Februar 1945 während der katastrophalen Luftangriffe auf Mainz ums Leben gekommen. Ende 1950 heiratete Philipp Kepplinger seine Frau Beate, geb. Thum, deren Familie ebenfalls aus Mainz stammte, und mit der er drei Töchter hatte. Seine große Leidenschaft machte er zum Beruf und arbeitete als Kameramann bei verschiedenen Filmproduktionsgesellschaften, unter anderem bei Curt Oertel in Wiesbaden. Er stellte Industrie-, Werbe- und Lehrfilme her und war spezialisiert auf Trickaufnahmen. Großen Erfolg hatte sein Team unter der Regie von Ottomar Domnick mit dem Spielfilm " Jonas", der 1957 mit dem Deutschen Filmpreis, dem Filmband in Silber in der Kategorie " Beste Kamera" ausgezeichnet wurde. Nach vorübergehender Tätigkeit beim ZDF war er gut zehn Jahre lang bei der Mainzer Firma " cine-Commercial" beschäftigt. Seit 1981 arbeitete er im Stadtarchiv Mainz beim Aufbau der Bild- und Plansammlung mit. Als Kenner und Liebhaber der Mainzer Stadtgeschichte hatte er sich umfangreiches topographisches Wissen angeeignet, welches er dem Stadtarchiv mit großem Eifer zur Verfügung stellte. Er leistete Pionierarbeit bei der Identifizierung, Beschriftung und Einordnung von Fotos, besonders aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg und der Kriegszerstörung, von denen er zahlreiche Abzüge aus seinem privaten Fundus beisteuerte. Seine gesellschaftlichen Kontakte nutzte er ebenfalls zum Wohle des Stadtarchivs, indem er Leihgeber und Spender von der Wichtigkeit einer umfassenden Dokumentation der Mainzer Stadtgeschichte zu überzeugen wusste. Im hauseigenen Fotolabor stellte er Abzüge von historischen Foto-Platten her und ordnete die Dia-Sammlung. Auf der Grundlage der Mainzer Adressbücher erstellte er auf Karteikarten einen Nachweis über Mainzer Gaststätten, welche den Grundstock für eine Datenbank im Stadtarchiv Mainz bildete. Im Rahmen von Werkverträgen leistete er in Form von Recherche und Materialsichtung Vorarbeiten zu einem projektierten Film mit dem Titel " Das unzerstörte Mainz", der jedoch nicht realisiert wurde. Mit Vollendung des 70. Lebensjahres ging er im Oktober 1991 endgültig in den Ruhestand. Sowohl zum Aufbau des MCV-Archivs als auch des 1972 gegründeten Mainzer Fastnachtsarchivs, das dem Fastnachtsmuseum angeschlossen ist, trug er durch sein ehrenamtliches Engagement und profundes Fachwissen maßgeblich bei. Die Unterstützung des Mainzer Altertumsvereins war ihm ebenfalls ein Anliegen. Aus seiner Beschäftigung mit Mainzer Lokal- und Fastnachtshistorie entstanden zahlreiche Veröffentlichungen, nahezu zwanzig Jahre lang auch für die MAINZ Vierteljahreshefte: Possen, Garden und Prinzenpaare, Narren, Schwellköpp und Ritzambeau waren ebenso sein Metier wie die Geschichte der Stadthalle und der Straßenbrücke. Bei der Fastnacht war er sehr engagiert, stand mit den Scheierborzelern in der Fastnachtsposse auf der Bühne und war auch als Liederdichter, Sänger und Büttenredner aktiv. Er glänzte mit historischen Fastnachtsvorträgen wie " Wir ächte Määnzer" aus der Feder von Wilhelm Jacoby ebenso wie in seiner Rolle des " Karlche" aus der " Familie Knorzel". Er arbeitete im MCV bei der Zugleitung mit oder baute Modelle für Motivwagen des Rosenmontagszugs. Auch an Ausstellung und Katalog zum 150-jährigen Jubiläum des Mainzer Carneval-Vereins im Jahre 1988 war er beteiligt. Für seine Verdienste während seines mehr als siebzigjährigen Wirkens für den MCV wurde er als Ehrenmitglied mehrfach ausgezeichnet. Im Jahre 2005 drehte Marcel Schilling für den SWR im Rahmen der Sendereihe " 60 Jahre Kriegsende" eine Dokumentation mit dem Titel " Ich hab' doch nur geknipst" über Philipp Kepplinger, die erstmals Ausschnitte aus seinen Filmschätzen an dieÖffentlichkeit brachte. Am 12. April 2010 starb er im Alter von 89 Jahren in Mainz. 2) Zum Nachlass Im November 2010 wurde von Frau Beate Kepplinger ein Teil des Nachlasses ihres verstorbenen Mannes an das Stadtarchiv Mainz übergeben und erhielt die Zugangsnummer 2010/ 41. Die Laufzeit erstreckt sich von um 1920 bis zum Jahr 2000. Weitere Nachlassteile gingen an das Mainzer Fastnachtnachtsarchiv bzw. blieben noch im Familienbesitz. Unterzeichnerin begann im März 2011 mit der Erschließung der einen Archivkarton (0, 11 lfm) umfassenden Unterlagen und beendete diese im April 2011. Die Untergliederung erfolgte in die Kategorien " Persönliches", " Texte" und " Materialsammlung". Besonders erwähnenswert sind die sogenannten " Kriegsbriefe", die seine Familie in den Jahren 1941 bis 1947 an Philipp Kepplinger schrieb. Sie geben detailliert Auskunft über die damaligen Lebensumstände und insbesondere über die katastrophalen Folgen der Luftangriffe auf Mainz. Darin sind zwei Berichte von Philipp Kepplinger über seine Erlebnisse während der Kriegsgefangenschaft in Italien und Ägypten enthalten. Die Sammlung wird durch Fotos aus der Zeit um 1920 bis 2000 illustriert, wovon der Anteil mit Mainz-Bezug für die Bild-Datenbank des Stadtarchivs digitalisiert wurde. Der Bestand der Archivbibliothek wurde um fehlende Ausgaben der Zeitschrift " Narrhalla" und andere Publikationen zur Mainzer Fastnacht ergänzt. Bereits Jahre zuvor hatte Philipp Kepplinger selbst von ihm als aufhebenswert betrachtete Dokumente, meist in Form von Fotokopien, dem Stadtarchiv überlassen, welche in der " Zeitgeschichtlichen Sammlung" aufbewahrt werden und auch dort verbleiben. Mainz, im Mai 2011 Susanne Speth
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Literatur und Quellen zum Bestand:
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3) Quellen und Literatur Personalakte im Stadtarchiv Mainz 1959) Mainz - gestern und heute. Schmalfilmstunde im Mainzer Verkehrsverein. In: Allgemeine Zeitung, Neuer Mainzer Anzeiger, 03.07.1959 (Nr. 150), S. 5. 1981) Philipp Kepplinger … [Auszeichnung mit dem Silberbajazz des MCV durch Dr. Rudi Henkel, anlässlich seines 60. Geburtstags]. In: Allgemeine Zeitung, Mainzer Anzeiger, 11.11.1981 (Nr. 262), S. 11. Wappenschild für Philipp Kepplinger [Auszeichnung mit dem Wappenteller der Stadt Mainz]. In: Allgemeine Zeitung, Mainzer Anzeiger, 17.11./ 18.11.1981 (Nr. 267), S. 11. 1986) Lob und Anerkennung für Ph. Kepplinger [Verleihung des Leporellos durch den MCV]. In: Allgemeine Zeitung, Mainzer Anzeiger, 06.11.1986 (Nr. 258), S. 20." En goldige Kerl" - Philipp Kepplinger 65 Jahre. In: Aktiven-Rundbrief / Mainzer Carneval-Verein 1838 ; 12(1986). - S. 10 : Ill 1987) Henkel, Rudi Er hält nicht viel von dumm Gebabbel. Am 24. Oktober 1986 wurde Philipp Kepplinger 65 Jahre alt. In: Mainz. Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte 7(1987) 1, S. 59-60. 2004) Schmidt-Wyk, Frank Asterix meint: Die spinnen, die Meenzer. Noch mehr Antworten auf die " ää-oder-ee-Frage". Machtwort aus dem Rathaus: " Lääben und leeben lassen". [Mit Statement von Philipp Kepplinger] In: Allgemeine Zeitung Mainz, 13.01.2004. 2006) MCV bewegt die ganze Welt. Philipp Kepplinger gehört dem Mainzer Carneval-Verein seit 70 Jahren an. In: Mainzer Rhein-Zeitung, 09.01.2006. 2009) Nieder, Oliver Zwischen Anpassung und Widerstand. ARD zeigt heute um 23.30 Uhr " Die Narren und die Nazis" - Auch Mainz steht im Fokus. In: Mainzer Rhein-Zeitung, 18.02.2009, S. 10. 4) Filme" Ich hab' doch nur geknipst". Die Kriegsbilder von Philipp Kepplinger. Film von Marcel Schilling in der Reihe " 60 Jahre Kriegsende" des SWR. 2005." Die Narren und die Nazis". Film von Frank Gutermuth und Sebastian Kuhn. TV Schoenfilm 2008. [Philipp Kepplinger erzählt vom Aschermittwoch 1935].
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Informationen zur Bearbeitung des Bestands:
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Objektnummer:
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Bestands-Personenindex:
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