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Stadtarchiv Mainz - Datenbank
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1. Bestandsbeschreibung (EAD)
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Bestand:
Bestandssignatur:
Klassifikation:
Zugangsnummer:
1897/946
Bestandslaufzeit:
1833 - 1979
Datierung:
1833 - 1979
Umfang des Bestands:
0,5 m
Bestandsgeschichte:
Als sich im März 1897 der 1833 gegründete "Verein von Veteranen der alten französischen Armee zu Mainz" (so die Bezeichnung auf Briefköpfen, vgl. Nr. 16 fol. 2f.) auflöste, übergaben die letzten neun Mitglieder sein gesamtes Vermögen der Stadt Mainz. In deren Besitz gelangten somit:
1) das Denkmal auf dem Mainzer Hauptfriedhof. 1834 auf städtischem Grund errichtet, hatten es die Mitglieder ihren gefallenen Kameraden gewidmet. Allerdings wurden nicht deren Namen in das Monument gemeißelt, sondern diejenigen der Vereinsangehörigen in der Reihenfolge ihres Ablebens;
2) Kapitalien in einer Gesamthöhe von M 2029, 60. Sie gliederten sich in zwei Fonds: der größere diente zur Unterhaltung des Denkmals, der kleinere zur Unterstützung hilfsbedürftiger Mitglieder und zur Finanzierung feierlicher Beerdigungen für die Veteranen;
3) diverse Erinnerungsstücke: sie bestanden aus der Vereinsfahne, einer Degenscheide, die angeblich Napoleon bei seinem Besuch in Mainz 1805 getragen hatte, und einer Fahne des 7. Artillerieregiments (vgl. zu ihnen Nr. 16, fol. 15f.);
4) das Schriftgut des Vereins. Es schloß auch das großformatige "Goldene Buch" ein, einer aufwendig gestalteten Zusammenstellung der 1833 lebenden Mainzer Veteranen der napoleonischen Armee, in der auch die Sterbedaten der Mitglieder von Fall zu Fall nachgetragen wurden. In der Einleitung war festgehalten (vgl. Nr. 5), daß das Buch nach Ableben des letzten Veteranen dem Stadtarchiv zur dauernden Aufbewahrung übergeben werden sollte. Nachdem dieser 1883 verstorben war, verblieb es jedoch in Händen des Vereins, da noch Nachtragungen vorgenommen sowie eine Abschrift angefertigt werden sollten (vgl. Nr. 1, Bd. 5, S. 31).
Nachdem sich die Stadtverordnetenversammlung in ihrer Sitzung vom 4. Februar 1897 zur Annahme der Schenkung bereit erklärt hatte, gelangten die Fahnen, die Degenscheide und das Schriftgut zunächst in den Gewahrsam des städtischen Finanzsekretariates. Die Übergabe an das Stadtarchiv wurde dann von Oberbürgermeister Dr. Gaßner veranlaßt: am 18. Juni 1897 forderte er den Oberbibliothekar Dr. Velke auf, die gen. Gegenstände dem Stadtarchiv einzuverleiben.
Der Umfang der Zugangs ergibt sich aus einem Inventar, das die Mitglieder des letzten Vereinsvorstandes, die Veteranensöhne Dr. Metz, Moyat und Rauch, im Februar 1897 aufgestellt hatten. Es enthält auch jüngere Randvermerke von Mitarbeitern des Stadtarchivs bzw. der Stadtbibliothek, die über den Verbleib verschiedener Stücke Auskunft geben. Danach wurden im Juli 1919 die erwähnte Degenscheide und die beiden Fahnen an das Altertumsmuseum abgegeben. Zu diesem Zeitpunkt besaß die Stadt von der Regimentsfahne allerdings nur noch die obere Hälfte, denn die untere Hälfte hatte man bereits im März 1914 an die Erben der Familie Schott zurückgeben müssen, die sie 1855 dem Verein für die Zeit seines Bestehens überlassen hatte. Weiterhin wurden folgende zwei Bücher in die Bestände der Stadtbibliothek eingereiht:
- Belmontet, Louis: Poésie de l' empire francaise, Paris 1853 (heutige Signatur: 57/ 636).
- Müller, Nikolaus: Liederbuch für die Veteranen der großen Napoleonsarmee von 1803 bis 1814. Mainz 1837 (heutige Signatur: 55/ 135a).
Dem Stadtarchiv verblieb damit an Schriftgut:
- Das goldene Buch sowie ein Supplementband, der die Namen der Ehrenmitglieder, Freunde und Söhne der Veteranen enthielt;
- fünf Protokollbände, die durch einen Index ergänzt wurden;
- zwei Rechnungsbände und ein Band Rechnungsbelege;
- eine Sammlung von Tagesbefehlen "in Pracht-Einband";
- acht sogenannte "Register"; ihre Einteilung geht zum Teil auf die mit Kassationen verbundene Neuordnung des Vereinsschriftgutes zurück, die 1866 vom damaligen Vereinssekretär Rauch vorgenommen worden war (vgl. Nr. 1, Bd. 4, S. 222ff. u. S. 264f.: Inventar der Mobilien, Gegenstände und "Scripturen" des Vereins; S. 278f.: Neueinteilung des Schriftguts; S. 282: Vernichtung des ausgesonderten Schriftguts).
Wenn Walther Klein (vgl. Quellenverzeichnis S. 191) in starkem Maße auf diese "Register" zurückgegriffen hat, so läßt dies ihre Bedeutung erkennen. Sie beruht darauf, daß die Bände nicht nur eine Lieder- und Rarasammlung sowie ein Mitgliederverzeichnis enthalten, sondern auch die überlieferte Korrespondenz. Sie ist in mehreren Bänden nach Betreff bzw. Korrespondenzpartnern zusammengefaßt. Es handelt sich bei diesen Stücken somit um Akten, deren äußeres Erscheinungsbild allerdings den Eindruck von Amtsbüchern erweckt, da sie - vermutlich auf Veranlassung des letzten Vorstandes - mit festen Einbänden versehen worden sind. Dies mag vielleicht mit ein Grund für ihre Bezeichnung als "Register" gewesen sein, denn im französischen Sprachgebrauch kann "registre" die Bedeutung von gebundenem Buch schlechthin besitzen. Da der Begriff "Register" in der deutschen Archivfachterminologie ohne ein erläuterndes Attribut vieldeutig ist, wurde bei der Neuverzeichnung 1992 auf seine Verwendung verzichtet. Die einzelnen Bände wurden - soweit als möglich - mit einem (Sachakten-) Titel versehen.
Die Neuverzeichnung der "Register" 1992 war nötig geworden, weil sie bei der Inventarisierung des Veteranenarchivs durch Friedrich Schütz 1979 nicht vorgelegen hatten. Zu diesem Zeitpunkt waren sie von dem übrigen Vereinsnachlaß separiert und galten als verschollen. Ihre Abtrennung dürfte um 1970 vorgenommen worden sein, denn in verschiedenen "Registern" fanden sich Fragmente von Erläuterungen des ZDF und der ARD zu einzelnen Fernsehsendungen, die 1969 ausgestrahlt worden waren. Die einzelnen Blätter bzw. Blattfetzen waren offensichtlich von einem Benutzer als Zeiger eingelegt worden. Bei diesem könnte es sich um H. Mathy gehandelt haben, denn er nutzte zur Bebilderung seines 1970 erschienen Artikels Vorlagen aus dem Stadtarchiv Mainz, darunter auf S. 138 einen Briefkopf, der im "Register" Bd. VIII (= Nr. 16, Bl. 4v + 5) aufbewahrt wird. Nach dieser oder einer späteren Benutzung wurden die "Register" falsch reponiert: statt zu den übrigen Vereinsunterlagen zurückgelegt zu werden, wurden sie - offensichtlich wegen der französischen Aufschriften auf den Einbänden - den Amtsbüchern der Abt. 60 des Stadtarchivs (Akten und Amtsbücher aus der französischen Zeit, 1798-1814) zugeordnet. Als mit deren Neuordnung im Sommer 1991 begonnen wurde, stieß der Bearbeiter auf die vermißten Bände, die er wieder dem ursprünglichen Bestand eingliederte.
Damit liegt - abgesehen von den Abgaben an das Altertumsmuseum und die Stadtbibliothek - der Nachlaß des Veteranenvereins wieder geschlossen in dem Umfang vor, wie ihn das Inventar von 1897 beschreibt. Zusätzlich vermerkt eine Bestandsübersicht aus dem Jahr 1952 noch zwei Alben mit Photographien von Mitgliedern bzw. "mit Bildern des Ehrenmals und Nazifeier", die jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr vorlagen und heute als verloren gelten müssen.
Ein Teil der Bilder könnte aus dem Nachlaß des Vorstandsmitgliedes Ludwig Anton Moyat stammen. Er hatte verschiedene Bilder und Diplome der Stadtbibliothek vermacht, die diese Schenkung (Zgg. 1907/ 779) offensichtlich dem Stadtarchiv überwies.
Leider haben sich die einzelnen Stücke nicht erhalten, doch liegen Beschreibungen Moyats vor. Sie enthalten auch eine ausführliche Schilderung der Parisfahrt, die mehrere Vereinsmitglieder 1869 unternommen hatten, um an den Feierlichkeiten anläßlich des 100. Geburtstages Napoleons I. teilzunehmen.
Moyats Beschreibungen sind mit dem Inventar von 1897 in einem Heft zusammengebunden, dem auch die Bestandsliste von 1952 beigelegt ist. Es wurde dem Vereinsarchiv unter der Nr. 17 eingegliedert.
Soweit vorhanden, sind im folgenden Verzeichnis die Nummern der einzelnen Archivalien im Inventar von 1897 vermerkt ("Inv.-Nr.").
Verweise: In der Abt. 70 des Stadtarchivs (Akten und Amtsbücher der hessischen Zeit) befinden sich im Abschnitt XIX/ 4 (Vereinswesen) ein dünner Aktenband, der einen Entwurf der Vereinsstatuten sowie Reste der Korrespondenz über die behördliche Genehmigung des Vereins enthält. Bildmaterial, das den Verein betrifft, findet sich in der Bild- und Plansammlung unter IV F c 2b und 2d. Es umfaßt einen Druckbogen und vier Lithographien sowie ein Exemplar des von B. Franz entworfenen Mitgliedsdiploms (vgl. die Bemerkungen L.A. Moyats in Nr. 19), ausgestellt für Adam Silz (* 21.01.1788 in Zahlbach). Auf beiden Stücken ist u.a. das vom Verein errichtete Denkmal auf dem Mainzer Hauptfriedhof abgebildet, von dem auch Fotos in der alphabetischen Sammlung vorliegen.
Im Münzkabinett der Stadt Mainz hat sich ein Exemplar der St. Helena-Medaille erhalten.
Bibliographische Hinweise auf Jahresberichte, Mitgliederverzeichnisse und Artikel in der Tagespresse enthält der Moguntinenkatalog der Stadtbibliothek Mainz unter D 214 und D 291. Dort finden sich auch Hinweise auf das umfangreiche Liegut des Vereins. Zahlreiche Gesänge wurden zu verschiedenen Anlässen von Nikolaus Müller herausgebracht, der 1837 auch eine umfangreiche Liedersammlung verlegte (vgl. auch den alphabetischen Katalog der Stadtbibliothek).

Mainz 05.02.1992, Stauder (Archivinspektor z. A.)
Literatur und Quellen zum Bestand:
Objektnummer:
Bestands-Personenindex:


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